Studentische Vollversammlung (18.06)

Pause nach dem Großstreik? Von wegen! Denn Demokratie geht nicht nur auf Europaebene, sondern auch im Kleinen: Wir wollen den Studierenden der TU eine Stimme im Kampf für Klimagerechtigkeit geben, mit einer studentischen Vollversammlung. Dass keine*r von uns so richtig weiß, wie das geht, ist egal. Kriegen wir schon hin. Zwei Wochen zur Planung? Muss reichen. 

Und was für intensive zwei Wochen das werden. Zuerst müssen wir Unterschriften sammeln, insgesamt knapp 1500, um überhaupt eine legitime Vollversammlung einberufen zu können. Innerhalb der nächsten Tage reichen wir unsere grünen Unterschriftenlisten durch die Vorlesunge, bald gehen uns die Kullis aus. Nebenbei organiseren wir eine Menschenkette zwischen Hauptgebäude und Mensa, verteilen Flyer, fluten den Campus mit Plakaten und planen auf Hochtouren. 

Und dann ist der Tag gekommen. Noch am Vormittag stürmen wir mit einem Saxophon, Bannern und Megaphon die Vorlesungen und die Mensa. Die Profs sind verwirrt, die Studis begeistert! Und abends dann füllt sich das Audimax, Stuhlreihe um Stuhlreihe. Es ist gut, dass wir den größten Hörsaal der Uni gebucht haben! Die Vollversammlung beginnt mit einer Rede von uns  und von Fridays for Future Berlin und einem eindrücklichen Vortrag von Volker Quaschning.

_DSC4001

Dann stellen wir unsere Forderungen vor: Wir wollen, dass die TU sich öffentlich mit den Forderungen von Friday for Future Deutschland zum Kohleausstieg bis 2030, Nettonull bis 2035 und 100% erneuerbarer Energien bis 2035 solidarisiert. Wir wollen, dass sie zeitnah und umfassend alle Umweltinformationen über den Campus zusammenträgt und einen Plan erstellt, um schnellstmöglich klimaneutral zu werden. Wir wollen, dass es ein umfangreiches und verpflichtendes Lehrangebot zur Klimakrise in jedem Studiengang gibt. Bezüglich all dieser Forderungen soll die Uni in offene Verhandlungen mit der Studierendenschaft treten, die in regelmäßigen Abständen stattfinden sollen. Eine Forderung richtet sich auch an den Berliner Senat: Wir fordern, dass der Berliner Senat die Ergebnisse des IPPC Berichts anerkennt und sich auch verpflichtet, demgemäß zu handeln. 

Die nächsten drei Stunden werden anstrengend, aber fruchtbar: Zusammen mit allen teilnehmenden Studiendenden diskutieren wir über die Details der Forderungen, sammeln Änderungsvorschläge, wägen Vor- und Nachteile der Änderungen ab und führen insgesamt 30 Abstimmungen durch. Es gibt Unmut, Zustimmung, teilweise etwas hitzige Diskussionen, Applaus, Erleichterung. Zwischendurch überschreiten wir das Zeitlimit für die Raumbuchung. Wer hätte auch voraussehen können, dass wir es nicht schaffen, innerhalb von zwei Stunden? Werden wir jetzt rausgeschmissen? Kurze Aufregung, wir beschließen, das Audimax notfalls zu besetzen, um unsere Vollversammlung zu Ende zu bringen. In diesem Moment sind die langen Diskussionen, die Erschöpfung und die Uneinigkeiten vergessen: Wir geben jetzt nicht auf.

Am Ende dürfen wir im Raum bleiben, auch ohne Besetzung und haben nach vier Stunden schließlich unsere sechs Forderungen beisammen. Die Nacht endet mit einer After-Vollversammlungsparty und geiler Mucke von Brass Riot im Café A.