Eine offene Uni für alle! Wissen über den Klimawandel

Die Public Climate School fand im November 2019 zum ersten Mal statt. Angestoßen von der Bundesebene der Students for Future wurde an Unis im ganzen Land eine Woche lang ein bunt gemischtes Programm aus Vorträgen, Workshops und Mitmach-Aktionen zur Klimakrise auf die Beine gestellt. Die Universitäten dienten dabei als Plattform und Raum für den Wissenstransfer, wo sich jede*r über die Klimakrise – ihre vielfältigen Auswirkungen, aber auch Lösungsansätze informieren und in manchen Formaten auch mit anpacken konnte. Wir an der TU Berlin waren auch mit dabei. 

Unser Programm für die Woche war kunterbunt und prall gefüllt. Wir starteten am Montag Mittag mit einem „Die in” vor unserem Infostand. Plötzlich lagen auf dem Weg zur Mensa Studierende am Boden. Per Megafon wurde über die drohende Gefahr der Klimakrise aufgeklärt und die Public Climate School beworben. 

Wer danach mehr Infos erhalten wollte, zum Programm oder unserer Ini, war an unserem Infostand herzlich willkommen und konnte es sich sogar auf unseren Sofas gemütlich machen. Aber alle, die nur was warmes zu Trinken, veganes Essen (einmal auch von Berlin Vegan – danke!) und ein nettes Gespräch suchten, waren bei uns in guten Händen. So war es dann trotz Novemberkälte doch recht gemütlich.

Während der Woche fanden diverse Vorträge, zum Beispiel zur Mobilitätswende, zum Postwachstum, zur Gemeinwohlökonomie und zu den Erneuerbaren Energien statt. Gehalten wurden sie von Dozent*innen der TU, studentischen Initiativen und externen Vereinen. Auch abends hatte das Programm einiges zu bieten, mit einem Konzert von Brass Riot oder mehreren Filmabenden. Mit Popcorn und Schokolade ausgestattet (danke an dieser Stelle ans Unikino), im Audimax sitzend, näherten wir uns dem Klimawandel von der Seite hoffnungsvoller Veränderungen. Der Film “Tomorrow” zeigte auf, dass es bereits mehrere Handlungsoptionen gibt, die wir schon jetzt umsetzen können. An einem anderen Abend diskutierten wir mit Aktivisti aus dem Hambacher Forst den Film „Die rote Linie”. Und wir verfolgten per Live Übertragung Harald Leschs Vortrag zum Klimawandel.

Parallel zu den Vorlesungen, Workshops und Infoveranstaltungen, liefen die letzten Vorbereitungen zum globalen Klimastreik am 29.11. Im AStA veranstalteten wir eine Plakat- und Bannermalaktion und gemeinsam mit den Ingenieuren ohne Grenzen, bauten wir ein Lastenrad zum CO2 neutralen Ravemobil um. Damit startete am Freitagmorgen, mit Musik und mehreren hundert gut gelaunten Studierenden, unsere Zubringerdemo zum Brandenburger Tor.

Klimastreik mit Zubringerdemo (29.11)

Mit Solardach und Mucke tanzen wir dem nächsten Großstreik entgegen, 300 TU- und UdK-Studis, die Bock auf Veränderung haben! Unser muskelbetriebenes TU Rave Mobil rollt unaufhaltsam dem Brandenburger Tor entgegen, die Bässe dröhnen aus den Boxen. 

Es ist der 29. November 2019, der letzte Tag der Public Climate School, und internationer Großstreik. Eine Woche lang haben wir aus einer Fahrrad-Rikscha ein kleines Demomobil gebaut, ein Solardach von Ingenieure ohne Grenzen montiert, die Lautsprecherboxen eingebaut und alles geschmückt. Unsere Demo startet mit einer kleinen Kundgebung vor dem Hauptgebäude, dann drehen wir eine Runde um den Ernst-Reuter-Platz, wo wir die UdK-Studis abholen und kurz den Verkehr lahmlegen. Die Kälte kann uns heute nichts, wir tanzen uns warm. Unser Ziel ist das Brandenburger Tor, wo um 12 der internationale Großstreik beginnt.

Am Großstreik nehmen deutlich weniger Menschen teil als noch im September. Könnte am Winter liegen, aber klar ist: auch nach einem Jahr Freitagsstreiks und mehreren Großdemonstrationen ist in der Politik bei Weitem nicht genug passiert. Es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen und sich neu aufzustellen. Für uns steht fest: Wir bleiben laut und unbequem. Wir sind noch lange nicht fertig!

„Präsident Thomsen, wann wird die TU klimaneutral?“

Die dritte Verhandlungsrunde dreht sich ganz um die Klimaneutralität auf dem Campus. Wir sitzen in der Energy-in-Motion Ausstellung im Hauptgebäude, die Plätze sind rar, einige müssen stehen. Zwischen den Exponaten haben wir einen kleinen Halbkreis aus Stühlen aufgebaut, darauf sitzen: Barbara Münch, Präsident Prof. Dr. Christian Thomsen, Vizepräsident für Lehre, Digitalisierung und Nachhaltigkeit Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß und aus unserer Ini Caya Prill und Finn Schweden.

Das Hauptproblem in Sachen Klimaneutralität: Wärme. Damit der Campus Berlin-Charlottenburg klimaneutral wird, müssen energetische Sanierungsmaßnahmen eingeleitet werden. Dafür gibt es bereits einen Plan mit über 1000 konkreten Maßnahmen, doch die Mittel fehlen. Einerseits müssten neue Stellen dafür ausgeschrieben (und bezahlt) werden, andererseits muss die Gebäudesanierung finanziert werden. 

Das Präsidium führt außerdem gesetzliche Regelungen an, nach denen eine Teilrenovierung von Gebäuden unzulässig ist. So könnten keine schlecht isolierten Fenster einzeln ausgetauscht, sondern es müsste die ganze Fassade renoviert werden. Eine Änderung solcher Regelungen wird von der Universität angestrebt und vom Berliner Senat geprüft.

Wir verstehen, dass es Hürden zu überwinden gilt, auch für das Präsidium. Wenn es einfach wäre, müssten wir ja vielleicht auch nicht so zäh darum kämpfen. Aber Aufgeben gibt’s nicht. Wir haken nach, suchen nach Lösungen. Schließlich verfolgen wir ein gemeinsames Interesse, das Präsidium und Fridays for Future, oder?

Wir sprechen die mangelnde Vernetzung der Nachhaltigkeitsbemühungen an der TU an. Es passiert zwar viel an vielen Ecken, aber man weiß nichts voneinander. Das wollen wir ändern: Wir fordern die Schaffung einer zentralen Vernetzungsstelle, um alle vereinzelten Bemühungen zu bündeln. Eine endgültige Zusicherung erhalten wir nicht, doch immerhin können wir die Notwendigkeit einer solchen Stelle klarstellen.

Auf unsere Eingangsfrage, wann die TU denn nun klimaneutral wird, antwortet Thomsen, dass er es sich bis 2030 wünsche. Immerhin.