1. Verhandlungsrunde mit dem Präsidium

Gerade erst ist die studentische Vollversammlung erfolgreich über die Bühne gegangen und dann geht es auch schon in die erste Verhandlungsrunde mit dem Präsidium der TU!

Das Präsidium hat zumindest schon mal eine Forderung ziemlich schnell eingehalten, nämlich mit uns als Initiative in Gespräche bzw. Verhandlungen zu treten. Das ist super, denn so lassen sich die Forderungen immer wieder benennen und wir können an den Inhalten der Gespräche anknüpfen. Aber wie lief die erste Runde genau? 

Wir haben uns zur 1. Verhandlungsrunde im Hauptgebäude in einem Hörsaal unweit vom Präsidium getroffen. Die Verhandlung ist wie alle folgenden offen, sodass einige Dutzend interessierte Studierende die Reihen füllten. Die Spannung stieg und als das Präsidium erschien, konnte es endlich losgehen! Zunächst haben zwei Studis von uns die 6 Forderungen nochmals vorgestellt, die wir dem Präsidium kurz nach der Vollversammlung persönlich übergeben hatten. Präsident Prof. Dr. Thomsen und Vizepräsident Prof. Dr. Heiß haben anschließend Stellung bezogen und sind darauf eingegangen. Da der Termin leider recht kurz war, konnten wir noch in die Tiefe gehen, aber dafür konnten wir direkt einen  Termin für die zweite Verhandlungsrunde festlegen. Nach der Verhandlung ist vor der Verhandlung!

Wir übergeben die Forderungen aus der studentischen Vollversammlung an das Präsidium.

In der ersten Verhandlungsrunde stellen wir die Forderungen nochmal vor.

Studentische Vollversammlung (18.06)

Pause nach dem Großstreik? Von wegen! Denn Demokratie geht nicht nur auf Europaebene, sondern auch im Kleinen: Wir wollen den Studierenden der TU eine Stimme im Kampf für Klimagerechtigkeit geben, mit einer studentischen Vollversammlung. Dass keine*r von uns so richtig weiß, wie das geht, ist egal. Kriegen wir schon hin. Zwei Wochen zur Planung? Muss reichen. 

Und was für intensive zwei Wochen das werden. Zuerst müssen wir Unterschriften sammeln, insgesamt knapp 1500, um überhaupt eine legitime Vollversammlung einberufen zu können. Innerhalb der nächsten Tage reichen wir unsere grünen Unterschriftenlisten durch die Vorlesunge, bald gehen uns die Kullis aus. Nebenbei organiseren wir eine Menschenkette zwischen Hauptgebäude und Mensa, verteilen Flyer, fluten den Campus mit Plakaten und planen auf Hochtouren. 

Und dann ist der Tag gekommen. Noch am Vormittag stürmen wir mit einem Saxophon, Bannern und Megaphon die Vorlesungen und die Mensa. Die Profs sind verwirrt, die Studis begeistert! Und abends dann füllt sich das Audimax, Stuhlreihe um Stuhlreihe. Es ist gut, dass wir den größten Hörsaal der Uni gebucht haben! Die Vollversammlung beginnt mit einer Rede von uns  und von Fridays for Future Berlin und einem eindrücklichen Vortrag von Volker Quaschning.

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Dann stellen wir unsere Forderungen vor: Wir wollen, dass die TU sich öffentlich mit den Forderungen von Friday for Future Deutschland zum Kohleausstieg bis 2030, Nettonull bis 2035 und 100% erneuerbarer Energien bis 2035 solidarisiert. Wir wollen, dass sie zeitnah und umfassend alle Umweltinformationen über den Campus zusammenträgt und einen Plan erstellt, um schnellstmöglich klimaneutral zu werden. Wir wollen, dass es ein umfangreiches und verpflichtendes Lehrangebot zur Klimakrise in jedem Studiengang gibt. Bezüglich all dieser Forderungen soll die Uni in offene Verhandlungen mit der Studierendenschaft treten, die in regelmäßigen Abständen stattfinden sollen. Eine Forderung richtet sich auch an den Berliner Senat: Wir fordern, dass der Berliner Senat die Ergebnisse des IPPC Berichts anerkennt und sich auch verpflichtet, demgemäß zu handeln. 

Die nächsten drei Stunden werden anstrengend, aber fruchtbar: Zusammen mit allen teilnehmenden Studiendenden diskutieren wir über die Details der Forderungen, sammeln Änderungsvorschläge, wägen Vor- und Nachteile der Änderungen ab und führen insgesamt 30 Abstimmungen durch. Es gibt Unmut, Zustimmung, teilweise etwas hitzige Diskussionen, Applaus, Erleichterung. Zwischendurch überschreiten wir das Zeitlimit für die Raumbuchung. Wer hätte auch voraussehen können, dass wir es nicht schaffen, innerhalb von zwei Stunden? Werden wir jetzt rausgeschmissen? Kurze Aufregung, wir beschließen, das Audimax notfalls zu besetzen, um unsere Vollversammlung zu Ende zu bringen. In diesem Moment sind die langen Diskussionen, die Erschöpfung und die Uneinigkeiten vergessen: Wir geben jetzt nicht auf.

Am Ende dürfen wir im Raum bleiben, auch ohne Besetzung und haben nach vier Stunden schließlich unsere sechs Forderungen beisammen. Die Nacht endet mit einer After-Vollversammlungsparty und geiler Mucke von Brass Riot im Café A.

Europawahl = Klimawahl! (24.05)

Es ist der erste Großstreik von Fridays for Future seit der Gründung unserer Initiative. Die Europawahl steht bevor und fürs Klima ist ihr Ausgang wichtiger denn je. Zusammen wollen wir sie deshalb zur Klimawahl machen.

Da heißt es: Plakate raus, Kleister rühren und los! Am Mathegebäude hängt unser Banner: „Act Now!“, am Hauptgebäude heißt es: „There is no planet B!“ Das Semester ist noch jung und die Vorlesungen voll. Wir sind der Meinung, die Matheinführungen können warten, und halten in den Vorlesungen Spontanvorträge zur Klimakrise, um auf den Großstreik aufmerksam zu machen. Auch in der Mensa sorgen wir für Aufruhr, mit einem (unangemeldeten, uups) Die-In, den sich selbst die Polizei nicht entgehen lässt. Ärger kriegen wir zum Glück nicht, aber dafür jede Menge neue begeisterte Menschen, die mit uns für Klimagerechtigkeit streiken wollen. 

Und dann kommt der 24.05. und übertrifft alle Erwartungen. Mit dem Studiblock tanzen wir durch die Straßen, die Sonne knallt, die Stimmung ist großartig. An diesem Tag scheint die Veränderung zum Greifen nah. Und auch die Wahlergebnisse ein paar Tage später sprechen für uns.

Wie alles begann…

Wann ging es eigentlich los mit Fridays for Future? Und wie kam die Bewegung an die TU Berlin? Kommt mit auf eine kleine Zeitreise.

Der „SKOLSTREJK FÖR KLIMATET” von Greta im August 2018 schwappte Ende 2018 nach Deutschland und Berlin über. Im Januar wurden auch hier die ersten größeren Streiks unter dem Motto „Fridays for Future” geplant. Am 25. Januar 2019 – natürlich ein Freitag! – gab es eine zentrale Demo in Berlin anlässlich der entscheidenden Tagung der Kohlekommission, an der 10.000 Menschen teilnahmen! Ein paar von uns waren damals schon dabei. Es gab regelmäßige Treffen bzw. Plena, wo neben Schüler*innen und Azubis auch die Studierenden vertreten waren. Eine handvoll war von der TU Berlin und so nahm die Sache ihren Lauf.

Wir trafen uns einmal wöchentlich an der TU – auch schon mittwochs um 18 Uhr – und machten fleißig Mobilisation für die Streiks. Nebenbei wurde an der Gründung der Ini gearbeitet und unsere Gruppe wuchs stetig an. Auch global tat sich einiges! Zu der internationalen FfF Demo am 15. März 2019 haben wir an der TU Plakate geklebt, Flyer verteilt und in den Studi-Verteilern geschrieben. Letztlich waren weltweit deutlich über eine Million Menschen auf den Straßen! 

Und kurz darauf – getragen von diesem Erfolg – war unsere Initiative am 3. April 2019 dann offiziell gegründet. Seitdem setzen wir uns als eingetragene Ini an der TU, aber auch auf den Straßen für mehr Klimaschutz ein. Und das ziemlich ausdauernd – wir bleiben dran!